Griechische Götter A-Z

Dike

Die griechische Göttin der Gerechtigkeit

Einblicke in die Göttin der moralischen Ordnung


Darstellung der Göttin Dike

Allgemeines

Dike (altgriechisch Δίκη) ist in der griechischen Mythologie die Personifikation der Gerechtigkeit und der moralischen Ordnung unter den Menschen. Sie gilt als Tochter des Göttervaters Zeus und der Titanin Themis, der Verkörperung von Recht und Gesetz. Dike gehört zu den Horai (Stunden- oder Jahreszeitengöttinnen), die den Wechsel der Jahreszeiten ebenso wie die Einhaltung kosmischer und gesellschaftlicher Ordnung überwachen. Ihre beiden Schwestern sind Eunomia (Gesetzmäßigkeit) und Eirene (Frieden).

Mythologische Bedeutung

Als Göttin der Gerechtigkeit ist Dike die göttliche Hüterin des menschlichen Rechts. Sie wacht darüber, dass in der Welt Recht, Moral und Tugend beachtet werden, und meldet Verstöße direkt an Zeus. In den Schriften Hesiods heißt es, dass Dike die Menschen beobachtet und Unrecht unverzüglich an ihren Vater weiterträgt, damit dieser die Schuldigen bestrafen kann. Sie ist zugleich Mahnerin und Vollstreckerin: Gerechte Menschen werden durch sie beschützt, während Übeltäter ihren Zorn zu spüren bekommen. In der Mythologie tritt Dike oft als Gegenspielerin von Adikia (Ungerechtigkeit) auf – ein bekanntes Motiv ist ihre Darstellung im Kampf, bei dem sie Adikia vertreibt oder schlägt.

Eine Erzählung berichtet, dass Dike in einem „Goldenen Zeitalter“ unter den Menschen lebte. Doch als Habgier, Lüge und Gewalt zunahmen, zog sie sich angewidert in den Himmel zurück und nahm ihren Platz als Sternbild der Jungfrau (Virgo) am Himmel ein. Damit wurde sie zu einer himmlischen Beobachterin, die weiterhin über das Schicksal der Menschen wacht.

Kult und Verehrung

Dike wurde in der Antike nicht in gleichem Maß kultisch verehrt wie große olympische Gottheiten, dennoch war sie in religiösen Vorstellungen und Festkulten präsent. In Athen und anderen Stadtstaaten war sie ein Symbol für die Rechtschaffenheit des Staates. Öffentliche Inschriften, Gerichtssäle und politische Reden beriefen sich auf sie, um Entscheidungen göttlich zu legitimieren. In der Dichtung und Philosophie – etwa bei Hesiod, Pindar und Platon – wird Dike als unbestechliche Macht beschrieben, die weder durch Reichtum noch durch Einfluss korrumpiert werden kann.

Kulturelle Darstellungen

In der klassischen griechischen Kunst wird Dike oft als junge, würdevolle Frau dargestellt, die ein Schwert oder einen Stab in der Hand hält – Symbole der Rechtsprechung. Anders als in moderner Symbolik trug sie keine Augenbinde; im Gegenteil, ihre offenen Augen betonten, dass sie alles sieht und nichts dem göttlichen Urteil entgeht. Die Darstellung mit einer Waage taucht zwar gelegentlich in späterer hellenistischer Kunst auf, wurde jedoch erst in der römischen Adaption als Justitia ein zentrales Attribut. Die Augenbinde ist eine noch spätere Erfindung der Renaissance und war den antiken Darstellungen fremd.

In vielen Reliefs und Vasenmalereien ist Dike zu sehen, wie sie Adikia, die Verkörperung der Ungerechtigkeit, aus einer Stadt vertreibt. Dieses Motiv unterstreicht ihre Rolle als Beschützerin einer gerechten Ordnung.

Symbolik und Einfluss

Dike symbolisiert die ideale, göttlich legitimierte Gerechtigkeit, die frei von persönlichen Vorteilen und Vorurteilen ist. Ihr Name wurde in der Antike oft in Redewendungen und politischen Debatten verwendet, um den Anspruch auf Rechtschaffenheit zu untermauern. In der Astronomie wird sie traditionell mit dem Sternbild Jungfrau und dem Planeten Astrea in Verbindung gebracht, wodurch ihre Beobachterrolle über die Menschheit noch heute symbolisch weiterlebt.

Auch in der modernen Kultur und Architektur hat Dike ihre Spuren hinterlassen: Obwohl die Darstellung in Gerichtsgebäuden weltweit meist die römische Justitia zeigt, gehen zentrale Symbole wie die Waage und die unbestechliche Haltung auf die griechische Göttin zurück. Sie steht für Fairness, Ausgleich und die Hoffnung, dass Recht und Ordnung am Ende siegen – Werte, die bis heute in der Rechtsprechung und im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert sind.


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